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Baumwahl

Verträumt, dem Tode näher denn dem Leben,
Steht einsam hier ein alter Baum,
Mit wenig Blättern an den Zweigen,
Da die Jahreszeit bald Winter ist.

Stark und kräftig seine Zweige,
Jedenfalls die meisten sind’s
Und die wenig‘ morschen Reste,
Hat der Sturm bald weggesprengt.

Die kahlen Äste wiegen sich,
Der Wind pfeift durchs Geäst
Und letzte Blätter fallen lässt,
Die noch hängen hoch und fest.

Ausgetrocknet, sinnentleert,
Braun und ohne Lebenskraft,
Schwebt zum Boden Blatt für Blatt,
Steigt vom Wind getrieben auf.

Der Hauptteil seines Blätterkleides,
Liegt am Boden wild verstreut,
Bald schon wird es Erde werden,
Von der er dann zum Leben zehrt.

Auch das Vogelnest hoch oben,
Leer, verlassen von dem Vogel,
Welcher noch vor ein paar Monden,
Seine Brut mit Würmern nährte.

Aus einer tiefen Wunde rinnt das Harz,
Staut sich auf in dicken Tropfen
Und die klebrige Substanz,
Fängt langsam an zu trocknen.

Der Winter naht mit schnellen Schritten,
Jedoch der Stamm steht stolz-beharrlich,
Erwehrt sich der Verlassenheit,
Nicht jeder ist dazu bereit.

Im Auf und Ab des starren Astes,
Erscheint die Wirklichkeit entleert
Und nur im Wind das schwere Röcheln,
Wie ein Blatt am Aste hängt.

Doch ruhiger wird’s, am Ende still,
Das Bild erstarrt, die Kühle weicht,
Der Zustand der Endgültigkeit,
Betritt den Raum in Ewigkeit.