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Wenn Seifenblasen platzen oder Erschaffen aus Reaktionen

Ein gedämpftes Licht dringt durch das winzige Fenster einer kleinen Wohnung, in einer großen Stadt. Derweil, der Tag bereits verstrichen, erstirbt das öffentliche Leben auf den Straßen, nur um hinter zugezogenen Vorhängen neu zu erblühen; gleichsam dem täglichen Erwachen geschlossener Blumenkelche. Doch mit dem weiteren Verstreichen der Zeit, kann der wachsame Beobachter erblicken, wie ein Fensterbehang nach dem Anderen in Dunkelheit gehüllt wird und die zahlreichen Lichter, ähnlich einer langgezogenen Kettenreaktion, endotherm erlischen.

Wenige Wohnungen sind ferner beleuchtet; in der kleinen Wohnung wird noch fleißig gearbeitet. Auf dem Herd steht ein riesiger Topf dem ein sinisteres Brodeln entweicht. Seine metallenen Außenwände sind heiß geworden, denn sein Inhalt kocht schon stundenlang. Die trostlose Kücheneinrichtung erinnert an übersäuerte Milch, welche dickflüssig aus ihrer Verpackung quillt, mit dem Ziel das Licht zu erreichen. Überall Werkzeuge der vorangegangenen Arbeit: Schüsseln, Schalen, Flüssigkeiten, fettige Unterlagen, sowie eine Reihe Messer und andere geschliffene Utensilien.

Über die Stunden konnte gesehen werden dass sich das Fett und die hinzugefügte Kalilauge langsam – und wie durch Zauberhand – in Kalisalze verwandelt haben. Eine Transformation in einen dickflüssigen Seifenschleim bestehend aus Wasser, Glycerin und Seife. Ähnlich einem Geschlechtsakt verbanden sich Fett und Lauge, nur um nach ihrer vor Hitze brodelnden Liebesnacht einen neuförmigen Bastard zu gebären, der noch zart und schutzlos, in seinem schwindenden Fruchtwasser treibt. Nach Zugabe von Natriumchlorid wird der Schleim zunehmend dicker, verfestigt sich zu einem harten Seifenkern, welcher eine Unterlauge mit gelöstem Glycerin hinterlässt.

Der Topf – nun vom Herd genommen – wird entleert. Die noch farb- und duftlose Seife wird durch Hinzufügen eines Farbstoffes in ein tiefes Rot eingefärbt. Einige Tropfen eines blumigen Parfüms verleihen ihr einen Hauch von Luxus und Extravaganz. Nun in Form gepresst wartet sie auf ihre Nutzung, nach der folgenden Trockenzeit. Möge sie das Dilemma der gescheiterten Beziehung reinwaschen, denn Fett wird vom Wasser getragen und spült die Verunreinigung der dreckig gewordenen Hände hinfort.